Tags

Verwandte Artikel

Share

Interview Futurezone

Futurezone.at über Sound42 vom 07.05.2012

 

Sound42: “Game-Musik wird unterschätzt”

Vier Sound-Designer, Produzenten und Komponisten aus Wien haben sich zum Kollektiv Sound42 zusammengeschlossen, um gemeinsam die Spiele- und Medien-Branche zu erobern. Das junge Team konnte seine Kreativität bereits bei Projekten der Spiele-Firmen socialspiel und spielwerk unter Beweis stellen. Musik für Games zu gestalten werde nach wie vor unterschätzt, erzählt Lukas Hasitschka im futurezone-Gespräch.



 

„Bei Spielen läuft Musik oft nebenbei mit. Unsere Vorstellung ist es aber, Audio als Teil des Spiels zu verstehen”, erklärt Hasitschka. Der junge Musik-Produzent aus Wien hat im April diesen Jahres sein Projekt Sound42 als Unternehmen gegründet, um gemeinsam mit seinen drei Team-Kollegen seinen Traumberuf „Audio-Produktion für Games & Film” zu verwirklichen.

Zusammen mit dem Kollegen Paul Gallister hat Hasitschka am Social Game „Tight Lines Fishing” von der Wiener Indie-Spieleschmiede socialspiel die Sounds und Musik eingespielt und programmiert. Beim Brainstorming am Fischteich kam dem jungen Künstler die Idee, eine Ukulele, das ist ein gitarrenähnliches Zupfinstrument, einzubauen und mit Melodikas zu mischen. „Dadurch konnten wir die Wünsche des Entwicklers, dem Fischen und dem Landleben einen urbanen Touch zu verleihen, umsetzen”, so der Musiker.

 

Mobile und Social Games
Spiele-Musik müsse den Charakter des Spiels unterstützen und darf nicht nerven. „Bei Social Games muss man Musik und Sounds auf jeden Fall detailreicher gestalten als bei Handy-Games”, sagt Hasitschka. „Bei mobilen Games sind die Soundeffekte anders, es gibt auch andere Frequenzeinstellungen und weniger atmosphärische Klänge im Hintergrund”, erzählt der Sound-Spezialist. Bei Sound42 werden diese Aspekte von der Konzeption bis zur finalen Abgabe des fertig abgemischten Audio-Files berücksichtigt.

Beim mobilen iPhone- und iPad-Game „Run Bob Run” von spielwerk, bei dem es um das Einsammeln von Nüssen geht, baute das Team beispielsweise Knack-Geräusche von 13 verschiedenen Nuss-Sorten ein, die es zuvor selbst aufgenommen hatte. „Beim Sound-Design und der Gestaltung von Musik für Spiele ist sehr viel Kreativität gefragt. Durch Sound kann man Auswirkungen widerspiegeln oder Botschaften vermitteln. Wir sind davon überzeugt, dass es umfangreichere Möglichkeiten schafft, Emotionen auszulösen oder eine Geschichte zu erzählen, wenn man Audio-Aspekte direkt in den Design-Prozess miteinbindet”, sagt Hasitschka.

Lukas Hasitschka<br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /> Paul Gallister<br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /> David Osternacher<br /><br /><br /><br /><br /><br /><br /> Gerhard Pacher

Das Sound42-Team von links nach rechts: Lukas Hasitschka, Paul Gallister, David Osternacher und Gerhard Pacher.

 

Große Bandbreite
Das soll für Spiele-Firmen genug Anreiz sein, um auf ein Team von Audio-Spezialisten zu setzen, anstatt Sounds aus dem Netz runterzuladen und selbst zusammenzubasteln. „Vor allem die Titelmelodie ist entscheidend. Sie vermittelt sofort einen Eindruck des Spiels und schürt Erwartungen”, erklärt Hasitschka, der sich im Team neben der Konzeption auf „catchy” Sounds spezialisiert hat. Gallister ist für symphonische Musik und Orchestration zuständig, Gerhard Pacher für elektronische Musik und Ambient-Klänge und David Osternacher, der auch bei Dynamedion arbeitet, hat sich auf Soundeffekte und auf die Kunst des Nachvertonens („Foley”) spezialisiert.

“Wir decken als Team eine sehr große musikalische Bandbreite ab. Zusätzlich bildet sich jeder in seinem Bereich weiter. Bei regelmäßigen Treffen tauschen wir uns dann über neue Entwicklungen und Möglichkeiten aus. Durch diesen Prozess sind wir immer uptodate, unterstützen uns gegenseitig und wachsen als Team”, beschreibt Hasitschka, der sich bei Sound42 auch um die Organisation und Business-Agenden kümmert.

“Buy-Out” statt Lizenzen
Bei Sound42 arbeitet man nicht nach dem herkömmlichen Tantiemen-System, sondern setzt auf das amerikanische „Buy-Out”-Konzept. „Die Verwertungsrechte werden an den Auftraggeber zeitlich begrenzt übergeben”, erklärt der Produzent. „Die meisten Studios der österreichischen Games-Szene gehen diesen Weg”, so Hasitschka.

Das Sound-Produzenten-Team will sich allerdings nicht nur ausschließlich auf die Produktion von Game-Audio konzentrieren, sondern bietet auch die Kreation von Jingles, Theme Tracks und Sprachaufnahmen für TV-Spots, Produktvideos und Imagefilme an. “Unser Ziel ist es, aus kleinen Produktionen zu lernen, um letztendlich auch große Produktionen zu vertonen. Ob das dann ein Spiel, ein Film, eine Werbung oder eine Rock-Oper ist, lassen wir auf uns zukommen.”

Das jüngste Projekt war die Kreation von Sound-Effekten für das Facebook-Game„Deltastrike” von Pro 3 Games, das ein Kriegsspiel im Weltraum darstellt. Derzeit arbeite Sound42 zudem unter anderem an der Musik und den Sounds für ein neues Projekt von „Team Vienna”. Hasitschka blickt optimistisch in die Zukunft: „Im Bereich Game-Audio, Filmmusik und Sounds für Animationen sind verschiedenste Musikrichtungen und Genres gefragt. Dafür braucht man uns Spezialisten.”

 

 

Futurezone-Interview link